Der November begann nach der letzten
Oktoberwoche, die ich zur Genesung genutzt habe, mit normalem Schulalltag. Eine
Woche lang bin ich all meinen Tätigkeiten nachgekommen und habe sogar mein Gemeinde-Fußballteam trainieren können. Unser Trainingsziel war das Parish (Gemeinde)
Turnier im Dorf Morapay, eine Stunde von Bakeswar entfernt. Unsere Jungs, die bei
weitem nicht die Besten waren haben sich tapfer bis in's Halbfinale vorgekämpft
doch dort durch Münzwurf verloren.
Während ich in Morapay mein Team gecoacht habe, hat in Bakeswar und Ragupur
die Polizei nach mir gesucht. Ich hätte wohl noch ein Formular vom Polizeibüro
abholen müssen und habe das schnellst möglich nachgeholt. Trotzdem waren natürlich alle die von der Polizei befragt wurden hellauf begeistert. Seit der
zweiten Novemberwoche haben wir keine Schule, denn das Khali Puja und Diwali
standen an. Das Fest für die Göttin Khali ist vom Ritus ähnlich wie Silvester,
doch das Ausmaß ist anders.
Das Khali Puja ist vier ganze Tage lang, in denen ununterbrochen
geböllert wird.
Das Fest des Lichts, Diwali, in das das Khali Puja übergeht, löst die
Knallerei mit Musik und bunten Lichterketten ab, wird aber bei weitem nicht so groß gefeiert wie in Varanasi oder westlicheren Städten.
Nach dieser Woche Ferien begann für die Schüler der St. Pauls Highschool
die Prüfungszeit, d.h. für mich bis zum 4.1.2016 keine Schule. Meine Englischklassen
im Dhayan Ashram und in Kalahrdaya gingen weiter, daher bot sich mir leider keine
Gelegenheit zum Reisen.
Zudem wurde meine Freizeit auch mit Programm gefüllt. Ich nahm zum Beispiel
an einer Prozession teil, bei der alle Christen ausgelassen mit Musik, Tanz und Kreuz durch
die Dörfer zur großen Kirche in Ragupur marschieren und dort die verschiedenen
Gemeinden Musik spielen und tanzen (nicht traditionell). Father Thottem war mit seinen jetzt 81 Jahren in vorderster Reihe dabei und hat zur Freude der älteren Frauen als einziger Jesuit auch ordentlich das Tanzbein geschwungen.
Ein weiteres Highlight war das Schulfest einer großen Karmeliten Highschool
(+College), zu der wir eingeladen waren und die für um die 1000 Gäste eine enorme Bühnenshow mit Tänzen, Theater und vielem mehr auf
die Beine gestellt hat. Was mich auch gleich zum Hauptevent des Novembers
bringt.
Unser großes Kalahrdaya Fesival of Music and Dance fand an 28./29. November
und am 06. Dezember statt. Die Vorbereitung der ersten beiden Tage waren
schwierig, da dieser Teil des Festivals in einer gemieteten Halle in der Stadt
stattfinden sollte. Meine Aufgabe war es die Logistik der Aufbauten und das mehr als chaotische Catering zu organisieren
und zu beaufsichtigen. Das Programm war ein hochkarätiger Mix aus Baratanatyam (der Tanz
Saju's), anderen Tänzen und Musik. Vier Gurus (in höchsten Maße ehrenswerte
Lehrmeister) waren als Künstler eingeladen und haben eindrucksvoll performt.
Alles in allem waren diese beiden Tage ein voller Erfolg.
Am zweiten Advent fand das Festival in Kalahrdaya dem Home of Culture and Dance statt. Beim Aufbau wurden
ich und drei Arbeiter von Kalahrdaya von den Englisch und Tanz Schülern
unterstützt. Dabei ist mir eine Sache aufgefallen. Die Tanzschüler profitieren
auf verschiedene Weise vom Tanz. Zum einen ist er als Hobby und als Sport
unterhaltsam, zum anderen lernen die Schueler auch Respekt, Disziplin, Verlässlichkeit
und werden generell vernünftiger und ehrlicher. Als ich während der
Vorbereitungen bei den Englisch Schülern vorbeischaute, habe ich nach einer
Stunde Arbeit keine Ergebnisse sehen können. Stattdessen grinste mich jeder nur
blöd an. In der gleichen Zeit haben die Tanzschüler ihre Arbeit erledigt und
waren wieder am tanzen. Das soll nicht heißen, dass die Englisch Schüler zu
nichts zu gebrauchen sind. Der Vorteil wird jedoch durch die im Tanzunterricht
nebenbei erlernten Werte ausgemacht.
Der dritte und letzte Tag war ein krönender Abschluss des Festivals neben
unseren Schülern hat auch die Drumclass, eine Sauntali Gruppe (indischer
Volksstamm, berühmt für seinen Tanz) und eine Theatergruppe aus St. Pauls tolle
Aufführungen hingelegt.
Die 500 Gäste, darunter (Erz-)Bischöfe, Fathers, Sisters und Bengalis, waren begeistert vom
Programm und Fr. Saju erntete viel Lob. Noch wichtiger waren jedoch die nachträglichen
Spenden, denn Saju muss erstmal alles aus eigener Tasche bezahlen und dann
hoffen, dass die Spenden, die nachträglich von den Besuchern eingereicht werden,
reichen.
An dieser Stelle möchte ich auch sie nochmal freundlich auffordern, wenn
sie in der Adventszeit einen Betrag für einen guten Zweck spenden wollen, sie diesen
Father Saju und seinem Kulturzentrum Kalahrdaya zukommen lassen.
Ich selber spüre von der Adventszeit leider wenig. Zum einen, weil wir
sowohl den ersten als auch den zweiten Advent unter anderen Umständen genutzt
haben, zum anderen, weil ich im Dezember mit T-shirt unterwegs bin und deshalb
der "Winter" noch nicht so richtig in meinen Kopf will.
Wie eine Indische Adventszeit aussehen kann hat Fabian in seinem Blog 12 Monate indisch leben wunderbar
berichtet.
Mein nächster Eintrag kommt im neuen Jahr, deshalb wünsche ich allen Lesern
Frohe Weihnachten und einen guten Rutsch ins neue Jahr.